Wie denkt die junge Generation?
Bereits zum vierten Mal hat MetallRente eine Jugendstudie in Auftrag gegeben, um das Spar- und Vorsorgeverhalten der jungen Generation zu beleuchten.
Die Jugend vertraut auf den Staat
Die in bewährter Art und Weise von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann und Prof. Dr. Christian Traxler verfasste Studie kommt zu dem Ergebnis, dass inzwischen 84 Prozent der 17- bis 27-Jährigen in Deutschland glauben, dass es auch in Zukunft eine gute Rente geben kann, wenn der Staat es will. Gleichzeitig bezweifeln die jungen Leute, dass die Politik die notwendigen Voraussetzungen dafür schafft. Die Konsequenz: Immer weniger von ihnen sorgen für ihr Alter vor. Lediglich ein Drittel der Befragten spart regelmäßig für das Alter. Rechnet man die Jugendlichen dazu, die ab und zu etwas für ihre Altersvorsorge sparen, sind es 48 Prozent. 2010 waren es noch 55 Prozent.
Besonders im Fokus: junge Frauen
Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann sieht besonders die jungen Frauen gefährdet. Nach seiner Einschätzung, die durch die Studie bestätigt wird, gehen viele Frauen Kompromisse ein, weil sie frühzeitig die Gründung einer Familie im Blick haben. Gepaart mit ihrer geringeren Risikobereitschaft ergibt sich daraus ein langfristiges Vorsorgeverhalten, das zu Nachteilen bei der Rente führt, fasst Hurrelmann zusammen.
Junge Männer investieren deutlich häufiger in Aktien und Investmentfonds als Frauen. Das wirkt sich insbesondere dann aus, wenn in jungen Jahren mit dem Sparen begonnen wird. Durch den Zinseszinseffekt sind bei langfristigen Kapitalanlagen auch Renditeunterschiede von 1–2 Prozent bedeutsam.
Der Ökonom Christian Traxler stellt fest: „Die MetallRente-Studie 2019 zeichnet ein zwiespältiges Bild. Einerseits betont mittlerweile jeder zweite junge Erwachsene, im »Hier und Heute« zu leben, und der Anteil derjenigen, die die Altersvorsorge als Grund zum Sparen angeben, sinkt. Andererseits gibt es ein klares Problembewusstsein.“
Junge Erwachsene: Altersvorsorge ist Sache des Staates
Die große Mehrheit junger Menschen fordert vom Staat, seine Verantwortung für die Altersversorgung wahrzunehmen. Eine gute staatliche Rente sei machbar, wenn der entsprechende politische Wille vorhanden sei, meinen inzwischen 84 Prozent. 2010 waren 74 Prozent dieser Auffassung. 56 Prozent der Jugendlichen, die zwar sparen – aber nicht fürs Alter –, sind sogar überzeugt, dass allein der Staat für die Altersvorsorge zuständig ist. Ein kompletter Transfer der Verantwortung für die Alterssicherung auf den Einzelnen findet so gut wie keine Akzeptanz.
Nach wie vor ist zu wenig Wissen vorhanden
Bereits die letzte Jugendstudie hat gezeigt, dass viele junge Menschen kaum oder wenig Kenntnis im Bereich der Vorsorge haben. Dieses Bild hat sich nicht verändert.
Nur weniger als ein Drittel der Befragten kennt sich in diesem Bereich aus. Gleichzeitig wünschen sich 92 Prozent verständlichere Informationen zum Thema Altersvorsorge. 87 Prozent wollen in der Schule auch über Altersvorsorge informiert werden. 93 Prozent der jungen Erwachsenen wollen ein Onlineportal, in dem sie zu sämtlichen erreichten Ansprüchen aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge Informationen finden.
In der Abwägung zwischen Sicherheit und Rendite bei der Altersvorsorge entscheidet sich die Mehrheit der jungen Erwachsenen für Risikovarianten. Zwei Drittel würden geringe Schwankungen ihrer Rente in Kauf nehmen, wenn sie dafür mit einer insgesamt höheren Leistung rechnen könnten als bei Renten mit dem gegenwärtigen Garantiezins von unter 1 Prozent. 58 Prozent sind bereit, dauerhaft auf feste Zinsgarantien zu verzichten, wenn sie dadurch Aussicht auf eine deutlich höhere Rente hätten.
Kollektive Lösungen bevorzugt
„Die jungen Leute wollen es einfach und gut“, fasst MetallRente-Geschäftsführer Heribert Karch zusammen. „Eine rein individuelle Altersvorsorge hat bei ihnen weniger Akzeptanz als kollektive Systeme. Institutionelle Lösungen auf Basis tarifvertraglicher Vereinbarungen der Sozialpartner könnten diese Aufgabe durch Mechanismen wie Langzeitorientierung, kollektive Kapitalanlage und nachhaltige Einbindung der Beschäftigten meistern. Außerdem würden sie relativ zügig eine durchgreifende Breitenwirkung erzielen. Das Sozialpartnermodell könnte also die Altersvorsorge entscheidend voranbringen. Davon hätten besonders die jungen Menschen umfassende Vorteile.“
Auch die Bildungspolitik hat Hausaufgaben
An die Bildungspolitik appellieren die Herausgeber der Studie, offensiv „kompetente Informationen zu Finanzthemen und zur Altersvorsorge in Schule und Ausbildung sicherzustellen, am besten durch ein Schulfach Wirtschaft, um die großen Defizite der jungen Leute beim Finanzwissen auszugleichen“. Sie fordern die Bundesregierung auf, sich in der Rentenpolitik konsequent an der Lebenswirklichkeit der jungen Menschen zu orientieren.
Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“
Die Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“ wurde bereits zum vierten Mal vom Versorgungswerk MetallRente in Auftrag gegeben. Im Abstand von drei Jahren werden dafür rund 2.500 junge Erwachsene im Alter zwischen 17 und 27 Jahren zu ihren Vorstellungen für die persönliche Zukunft, zu ihrem Sparverhalten, ihren finanziellen Kenntnissen sowie zu ihren Einstellungen und Strategien zur Altersvorsorge befragt. Die Untersuchung wird vom renommierten Forschungsinstitut Kantar Public durchgeführt.
Sie finden die Ergebnisse und eine große Auswahl an Materialien zur Jugendstudie 2019 hier:
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