Berufsunfähigkeit – was bedeutet das?
Eine Berufsunfähigkeit tritt dann ein, wenn der aktuelle Beruf längerfristig oder auch dauerhaft zu weniger als 50% ausgeübt werden kann. Gründe dafür können körperlicher Art sein, wie zum Beispiel Erkrankungen der Muskulatur und des Bewegungsapparates: eine Krankenschwester, die aufgrund eines Bandscheibenleidens nicht mehr schwer tragen darf oder eine Sportlehrerin mit dauerhaften Kniebeschwerden. Unfälle und chronische, genetisch bedingte Erkrankungen sowie Verschleißerkrankungen sind typische Ursachen einer Berufsunfähigkeit.
Noch häufiger sind es aber psychische Erkrankungen, die Frauen aller Altersgruppen unverhofft aus dem Beruf kegeln. „Burn-out“ ist nur eine von zahlreichen schwer zu behandelnden psychischen Krankheiten, deren Therapie sich häufig über Monate und Jahre zieht.
Diese Krisen werden doppelt belastend erlebt: Zur verringerten Leistungsfähigkeit kommt die Versorgungslücke hinzu. Die staatliche Erwerbsminderungsrente, die von der Deutschen Rentenversicherung ausgezahlt wird, greift nur bei Erwerbsunfähigkeit, das heißt, wenn man grundsätzlich gar keiner anderen Arbeit mehr nachgehen kann[1]. Die Wahrscheinlichkeit, berufsunfähig zu werden, ist somit deutlich höher als die Wahrscheinlichkeit, erwerbsunfähig zu werden.
Im Rahmen der Deutschen Rentenversicherung sind nur noch alle vor dem 02.01.1961 Geborenen im Falle einer Berufsunfähigkeit (BU) versichert, Jüngere sollten unbedingt privat vorsorgen.
[1] Die Höhe der Rente hängt davon ab, wie viele Stunden pro Tag Sie noch arbeiten können. Sind dies weniger als drei Stunden am Tag, erhalten Sie die volle Erwerbsminderungsrente. Sind es drei bis sechs Stunden pro Tag, erhalten Sie nur noch die halbe Erwerbsminderungsrente.
Berufsunfähigkeit – warum Frauen besonders betroffen sind und welchen Schutz es gibt
Jeder vierte Deutsche wird mindestens einmal in seinem Arbeitsleben berufsunfähig. Eine Berufsunfähigkeit tritt dann ein, wenn der aktuelle Beruf längerfristig oder auch dauerhaft zu weniger als 50% ausgeübt werden kann. Der Altersdurchschnitt liegt bei 44 Jahren* und nur circa ein Drittel aller Betroffenen ist abgesichert.
(*Quelle: Aktuar Aktuell - Mitteilungen der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. Ausgabe 44; Dezember 2018.)
Frauen haben oft niedrigere Gehälter als Männer und somit bei einer Berufsunfähigkeit geringeren Anspruch auf staatliche Leistungen. Auch haben sie häufiger eine sogenannte „unterbrochene Erwerbsbiografie”, was bedeutet, dass sie aufgrund von Erziehungs- und Pflegezeiten, aber auch von Teilzeitstellen eine niedrigere gesetzliche Rente erhalten. Studien belegen zudem, dass Frauen im Durchschnitt zwei Jahre früher berufsunfähig werden als Männer. In über 35% der Fälle sind psychische Erkrankungen die Ursache (bei Männern sind es nur 25%), gefolgt von Krebs und Erkrankungen des Bewegungsapparates. Auch gelingt Männern der Wiedereinstieg in den Beruf deutlich öfter als Frauen, was unter anderem daran liegt, dass der Weg zur Genesung bei psychischen Erkrankungen in der Regel länger dauert.
Grund für die häufigen psychischen Erkrankungen, von denen insbesondere junge Frauen betroffen sind, ist meist eine Doppelbelastung in Job und Familie.
(*Quelle: Müttergenesungswerk Jahresbericht 2018).
Als Hauptursache für eine Berufsunfähigkeit gelten psychische Erkrankungen. Diese lassen sich aber oftmals durch einen gesunden und achtsamen Lebensstil vermeiden, indem man beispielsweise im Alltag genügend Raum für Entspannung und Ausgleich schafft und in diesen Auszeiten regelmäßig das eigene Stresslevel hinterfragt. Grundsätzlich gilt: Je früher und offener mit einer psychisch belastenden Lebensphase umgegangen wird, umso größer ist die Chance, nicht dauerhaft daran zu erkranken. Anlaufstelle bei einer Überlastung können auch der Arbeitgeber oder der Betriebsrat sein. Sie können helfen, störende Einflüsse im Arbeitsalltag zu minimieren. Flexible Arbeitszeiten, Jobsharing-Modelle oder auch eine Aufgabenumverteilung sind mögliche Angebote, die deutlich zu einer Entspannung beitragen. Viele Firmen bieten auch Sabbaticals an und geben ihren Mitarbeitern so die Gelegenheit, ohne Risiko eines Jobverlustes für längere Zeit zu pausieren.
Ursachen von Berufsunfähigkeit in Deutschland
Was genau leistet eine BU-Versicherung?
Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente greift nur bei einer teilweisen oder vollständigen Erwerbsunfähigkeit. Im Falle einer Berufsunfähigkeit zahlt der Staat generell nicht mehr. Sobald noch irgendeine Tätigkeit für mindestens 6 Stunden täglich ausgeübt werden kann, liegt keine Erwerbsunfähigkeit vor. So kann zum Beispiel eine Akademikerin, die aufgrund einer psychischen Erkrankung, die dazu führt, dass sie ihren zuletzt ausgeübten Beruf zu weniger als 50% ausüben kann, auf eine andere Tätigkeit verwiesen werden, auch wenn damit ein sozialer Abstieg einhergeht.
Umso wichtiger ist es deshalb, sich über den gesetzlichen Rahmen hinaus gegen die finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit abzusichern. Eine BU-Versicherung erbringt nämlich schon Leistungen, wenn der Versicherte seinen zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr ausüben kann. Das bedeutet, dass in diesem Fall auch eine andere Tätigkeit angenommen werden muss, die der Qualifikation des Betroffenen nicht entspricht und massive finanzielle Einbußen bedeuten würde.
Die Leistungen einer BU-Versicherung bestehen vor allem in der Zahlung einer monatlichen Berufsunfähigkeitsrente, die individuell mit dem Versicherer festgelegt werden kann. Ziel dabei: Die sogenannte „Versorgungslücke“ durch die Auszahlung zu schließen, also die Differenz zwischen finanziellem Bedarf und tatsächlichem Einkommen im Falle einer Berufsunfähigkeit.
Unser Tipp
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist für Frauen unabhängig von Alter, Einkommen und Berufsstand dringend empfehlenswert. Je früher Frauen den Versicherungsschutz starten, desto besser sind sie gegen die finanziellen Folgen einer drohenden Berufsunfähigkeit geschützt.
Eine Berufsunfähigkeit kann staatlich gefördert über den Arbeitgeber abgesichert werden. Mit einer BU-Versicherung in Form einer betrieblichen Altersvorsorge können Mitarbeiter von attraktiven Konditionen profitieren! Fragen Sie Ihren Ansprechpartner von Allianz Pension Partners deshalb nach den Möglichkeiten der Ausgestaltung in Ihrem Unternehmen.
Artikel vom 19.02.2020 | Mehr wissen! Newsletter 2020/01
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