Betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung: Neue Chancen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber durch die bAV-Reform 2018
Mehr Geld im Alter – das ist das bekannteste Ziel des Betriebsrentenstärkungsgesetzes (BRSG). Doch die Reform betrifft nicht nur die betriebliche Altersvorsorge (bAV), sondern schafft auch Anreize, die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) auszubauen. Die Vorteile bei einer Direktversicherung über den Arbeitgeber: Dank der staatlichen Förderung lassen sich Steuern und Sozialversicherungsbeiträge einsparen. Ein Beitrag von Gertraud Aderer, Spezialistin Risikoabsicherung bei Allianz Pension Partners.
Der Gesetzgeber möchte die betriebliche Altersversorgung (bAV) stärken und hat dafür das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) verabschiedet – so ist es überall zu lesen und zu hören. Das ist auch richtig und begrüßenswert, lässt aber einen wichtigen Teil der Gesetzesreform außer Acht: die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU).
Wer heute über Altersvorsorge spricht, sollte nicht vergessen, was im Falle einer Berufsunfähigkeit oder Invalidität geschieht. Nicht nur das Einkommen, sondern auch die künftige Vorsorge für das Alter ist akut gefährdet. Als Beraterin bemerke ich seit einiger Zeit, dass Berufsunfähigkeitsversicherungen vermehrt in den Fokus von Unternehmen und Arbeitnehmern rücken – und darüber freue ich mich persönlich, weil mir das Thema am Herzen liegt.
Die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung wird noch attraktiver
Die Vorteile sind offensichtlich – und durch das BRSG kommen sogar noch ein paar hinzu. Bei einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung durch Entgeltumwandlung sparen sowohl Arbeitnehmer als auch das Unternehmen Sozialversicherungsbeiträge. Kommt dann der verpflichtende Arbeitgeberzuschuss dazu, reduziert sich der Eigenaufwand des Arbeitnehmers weiter.
Ist der steuer- und sozialversicherungsfreie Förderrahmen in Höhe von vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze (BBG) in der Rentenversicherung ausgeschöpft, können ab dem 1. Januar 2018 weitere vier Prozent der BBG steuerfrei, aber nicht sozialversicherungsfrei genutzt werden.
Wer mehr als vier Prozent der BBG umwandelt, erhält in der Regel keinen verpflichtenden Arbeitgeberzuschuss. Der zusätzliche Förderrahmen kann jedoch gerade für Besserverdiener interessant sein, um neben der Altersvorsorge auch die Berufsunfähigkeit steuerlich gefördert abzusichern.
Auch private Berufsunfähigkeitsversicherung möglich
Neben der Berufsunfähigkeitsversicherung durch Entgeltumwandlung gibt es allerdings auch die Möglichkeit einer individuellen privaten Absicherung aus dem Nettoeinkommen. Im Rahmen eines Kollektivvertrags mit dem Arbeitgeber können auch hier Sonderkonditionen angeboten werden. Im Gegensatz zur betrieblichen Absicherung fallen im Leistungsfall keine Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung auf die ausgezahlte Berufsunfähigkeitsrente an.
Bei der BU kommt es auf den richtigen Partner an
Die Qualität einer Berufsunfähigkeitsversicherung bemisst sich nicht nur nach dem Preis, also der Höhe der Prämie. Entscheidender sind Parameter wie Annahmequote – also die Aussage darüber, in welchem Umfang der Versicherer auch bereit ist, die Versicherung abzuschließen – und Leistungsquote: Sie zeigt, in wie vielen Fällen die Versicherung zahlt und in wie vielen Fällen die Versicherung eine Leistung ablehnt.
Wichtig für den Arbeitgeber ist auch das Dienstleistungspaket rund um die BU: Wer übernimmt die Beratung und wer steht den Mitarbeitern für Fragen zur Verfügung? Denn Mängel im Service bekommt der Arbeitgeber zu spüren.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung über den Arbeitgeber hat einige Vorteile, auf die ich ausführlicher eingehen möchte:
- Vereinfachte Gesundheitsprüfung
- Unschlagbar niedrige Risiko-Beiträge
- Kostengünstige Sonderkonditionen
Vereinfachte Gesundheitsprüfung
Wer privat eine Berufsunfähigkeitsversicherung beantragt, muss im Vorfeld viele Fragen zu Gesundheitszustand, Beruf und Vorerkrankungen beantworten. Das Berufsunfähigkeitsrisiko wird von der Versicherung individuell bewertet. Im betrieblichen Umfeld hingegen erfolgt die Risikobewertung kollektiv. In der Regel erfolgt keine Differenzierung nach Beruf. Und auch bei den Gesundheitsfragen gibt es starke Vereinfachungen. Das ist für den Arbeitnehmer vorteilhaft. Eine Frage, die nicht gestellt wird, kann auch nicht falsch beantwortet werden.
Niedrige Risiko-Beiträge durch Entgeltumwandlung
Wer die Berufsunfähigkeitsversicherung über Entgeltumwandung finanziert, erhält durch die staatlichen Fördermechanismen eine günstige Absicherung. Dies zeigt das nachfolgende Rechenbeispiel*:
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Leistungen
|
Beiträge pro Monat
|
---|---|
Garantierte Berufsunfähigkeitsrente | 2.000,00 Euro |
Versicherungsbeitrag (wird vom Bruttogehalt abgezogen) |
168,02 Euro |
Steuerersparnis |
51,36 Euro |
Sozialversicherungsersparnis |
33,74 Euro |
Beitrag, um den das Nettogehalt reduziert wird |
82,92 Euro |
Zwar beläuft sich der Beitrag auf 168,02 Euro. Der Arbeitnehmer hat jedoch lediglich ein um 82,92 Euro reduziertes Nettogehalt – das sind gerade mal 49 Prozent des Beitrags. Steuern und Sozialversicherungsbeiträge werden nur fällig, wenn der Leistungsfall eintritt und eine Berufsunfähigkeitsrente gezahlt wird.
Mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz wird der Eigenanteil sogar noch geringer. Denn seit 2019 (für Neuverträge) bzw. ab 2022 (für Altverträge) hat der Arbeitgeber einen Zuschuss i.H.v. 15 Prozent beizusteuern, wenn er durch die Entgeltumwandlung Sozialversicherungsbeiträge spart.
Für das obige Beispiel bedeutet dies: Im Versicherungsbetrag i.H.v. 168,02 Euro sind bereits 15 Prozent vom Arbeitgeber enthalten. Der Arbeitnehmer hat entsprechend nur 146,10 Euro von seinem Bruttogehalt durch Entgeltumwandlung aufzuwenden, daraus resultiert ein Nettoaufwand von nur noch 72,03 Euro.
Kostengünstige Sonderkonditionen
Abschluss- und Vertriebskosten sind bei Verträgen mit Sonderkonditionen oft um mehr als die Hälfte günstiger als bei privaten BU-Verträgen. Schließlich verursacht die dort übliche Einzelprüfung deutlich mehr Aufwand. Vielen Arbeitgebern ist es deshalb eine echte Herzensangelegenheit, ihren Beschäftigten eine faire, kostenreduzierte Berufsunfähigkeitsversicherung anzubieten. Zumal die „soften“ Faktoren eine immer größere Rolle bei Rekrutierung und Mitarbeiterbindung spielen.
Ich kenne einige Unternehmen, die offensiv um Fachkräfte werben, indem sie auf Sozialleistungen wie betriebliche Altersversorgung und Berufsunfähigkeitsversicherungen aufmerksam machen. In jungen Jahren mag dieses Thema keine allzu große Rolle spielen, aber wenn es darum geht, leitende Angestellte – oft Familienmütter und -väter mit Kleinkindern – an sich zu binden, dann lässt es sich als Unternehmen mit Sozialleistungen durchaus punkten.
Moderne, mit hohen Sozialleistungen ausgestattete Unternehmen entscheiden sich gerne für eine echte rein arbeitgeberfinanzierte Berufsunfähigkeitsversicherung für Ihre Mitarbeiter.
Die Vorteile einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung für Arbeitgeber:
Die Vorteile für Arbeitnehmer:
Artikel vom 14.11.2017 (aktualisiert am 10.04.2019)