Fachkräftemangel erfordert intelligente Recruiting-Strategie: Familienunternehmen Pilz punktet bei Bewerbern und Mitarbeitern mit betrieblicher Altersvorsorge (bAV)
„Wir müssen etwas tun, um im Wettbewerb um Fachkräfte zu bestehen“ – darüber war sich die Geschäftsführung des Familienunternehmens Pilz aus Ostfildern bei Stuttgart früh einig. Ein wichtiger Baustein: eine moderne betriebliche Altersvorsorge (bAV), die den Beschäftigten im Alter eine attraktive Betriebsrente bringt und so attraktiv ist, dass die Personalabteilung beim Recruiting stolz darauf verweisen kann. Herausgekommen ist ein bAV-Paradebeispiel.
Gibt es wirklich diesen „War for Talents“? Fragt man Harald Geisinger, ob der Wettbewerb um Fachkräfte stärker geworden ist, holt der 46-Jährige tief Luft. Als Leiter Human Resources bei der Pilz GmbH & Co. KG erlebt er die Auswirkungen der boomenden Wirtschaft tagtäglich. „Grundsätzlich suchen wir bundesweit nach geeigneten Mitarbeitern“, sagt Geisinger, „aber mittlerweile müssen wir nicht nur für Positionen im gehobenen Management mit Hilfe von Headhuntern suchen, auch für viele technische Berufe helfen Stellenanzeigen kaum noch weiter.“
Denn: Die Arbeitslosenquote in Deutschland ist so niedrig wie noch nie seit der Wiedervereinigung, das Ifo-Beschäftigungsbarometer, das die Beschäftigtenplanung für die nächsten drei Monate misst, erreicht einen Höchststand nach dem nächsten. „Der limitierende Produktionsfaktor in Deutschland ist das Arbeitskräftepotenzial“, sagt Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Der Fachkräftemangel droht zur Wachstumsbremse zu werden.
Extremer Fachkräftemangel im Raum Stuttgart
Das erlebt auch das Familienunternehmen Pilz aus Ostfildern. Aus der einstigen Glasbläserei ist ein führender Anbieter von Automatisierungstechnik geworden, dessen Lösungen in allen Bereichen des Maschinen- und Anlagenbaus zum Einsatz kommen. Pilz ist am Stammsitz bei Stuttgart binnen vier Jahren von rund 700 auf über 1000 Beschäftigte gewachsen, der Gesamtumsatz liegt bei über 300 Millionen Euro. Die Auftragsbücher sind voll. Um genug Fachkräfte anzuwerben, kooperiert Pilz mit Hochschulen in Esslingen, Stuttgart und Karlsruhe – und bietet attraktive Vergütungsmodelle.
Ein guter Ansatz, der vielleicht sogar ausreichen würde – wäre da nicht der Standortfaktor. „Hier in Ostfildern sind wir in Steinwurfweite von Unternehmen wie Bosch, Festo und Daimler“, erklärt Harald Geisinger. „Und wie wir suchen alle in großem Maße nach Elektro-, Informations- und Automatisierungstechnikern. Als mittelständisches Unternehmen musst du dir genau überlegen, wie du dich beim Recruiting gegen namhafte Konkurrenten behaupten kannst.“
Pilz punktet als Familienunternehmen mit Wohlfühlfaktor
Die Geschäftsführung von Pilz – Renate Pilz hat das operative Geschäft Ende 2017 an ihre Tochter Susanne Kunschert und ihren Sohn Thomas Pilz übergeben – positionierte sich im „War for Talents“ bereits vor einigen Jahren. Dass man im Vergleich zu den anderen eher klein ist, muss ja keinesfalls ein Nachteil sein. „Pilz ist ein Familienunternehmen, 2018 feiern wir unseren 70. Geburtstag. Bei uns ist man nicht irgendeine Personalnummer von vielen“, sagt Harald Geisinger.
Der Pilz-Firmenslogan „Spirit of safety“ ist auch im Umgang mit den Beschäftigten zu spüren. Sicherheit, Verlässlichkeit, Fürsorge. „Pilz-Produkte sorgen unter anderem dafür, dass sich in Werkhallen Roboter und Pressen nur dann bewegen, wenn von ihnen keine Gefahr für Menschen ausgeht“, sagt Geisinger, „da ist es doch nur logisch, dass wir auch Sicherheit für unsere Mitarbeiter schaffen wollen: finanzielle Absicherung im Krankheitsfall und im Alter.“
Optimales bAV-System: gut für Mitarbeiter, schlank in der Administration
Anfang 2015 begann man also, an einem Konzept zu arbeiten. „Das Thema Rentenlücke hat uns sehr beschäftigt“, sagt Personalleiter Geisinger. „Eine moderne, attraktive betriebliche Altersvorsorge ist für uns ein absolutes Must-have. Wir wollen soziale Verantwortung übernehmen.“
Allerdings sei von Anfang an klar gewesen, dass das Automatisierungstechnik-Unternehmen für sein bAV-Modell einen klaren finanziellen Rahmen absteckt. „Wir wollten keinen Bumerang loswerfen, der uns in zehn Jahren um die Ohren fliegt, sondern ein bAV-System installieren, von dem unsere Beschäftigten maximal profitieren, das für uns aber trotzdem schlank in der Administration ist“, berichtet Geisinger.
Großzügiger Zuschuss zur betrieblichen Altersvorsorge
Herausgekommen ist ein Paradebeispiel für eine gelungene betriebliche Altersvorsorge. Seit Januar 2017 gibt es die „Pilz-Rente“, die mit dem Versorgungswerk „MetallRente“ kooperiert: Wer für den Ruhestand vorsorgt, spart nicht nur Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, sondern bekommt von Pilz einen dicken Zuschuss.
„Der Beitrag der Arbeitnehmer muss mindestens dem arbeitgeberfinanzierten Beitrag entsprechen“, erklärt Geisinger. „Das bedeutet also: Für jeden Euro, den der Beschäftigte einzahlt, geben wir einen Euro dazu – bis zu einem Maximalbetrag, der prozentual vom Gehalt berechnet wird. Und damit die Altersvorsorge auch für die unteren Entgeltgruppen attraktiv ist, haben wir einen Sockelbetrag festgelegt.“
(Foto: Pilz)
Ein faires Angebot. Über 700 Beschäftigte waren seitdem bei einer der allgemeinen Informationsveranstaltungen, rund 300 nutzten die Möglichkeit von Einzelberatungsgesprächen. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Harald Geisinger, der gerade schon wieder einige bAV-Anträge zur Bearbeitung vorliegen hat.
Die Pilz GmbH & Co. KG dürfe durchaus stolz sein, meint Tomislav Buric von den Allianz Pension Partners. „Für mich als bAV-Berater ist Pilz ein außergewöhnliches Unternehmen mit echtem Vorzeigecharakter“, sagt er. „Mit welchem Engagement am Thema bAV gearbeitet wurde, hat mich wirklich beeindruckt. Von Beginn an waren sämtliche Entscheidungsträger des Unternehmens am Prozess beteiligt – vom Finanzvorstand bis zum Betriebsrat. Da war ein echter Spirit zu spüren.“
bAV-Treuebonus für mehr als zehn Jahre Betriebszugehörigkeit
Manche Firmen würden leider vergessen, dass betriebliche Altersversorgung maßgeblich auf die interne Unternehmenskommunikation angewiesen sei, sagt Tomislav Buric: „Es bringt ja nichts, wenn man ein tolles bAV-Modell hat, aber die Mitarbeiter davon nichts mitbekommen.“
Bereits in der Konzeptionsphase habe man auf den Betriebsversammlungen über den Stand der Verhandlungen informiert, berichtet Pilz-Personalleiter Geisinger: „Als es dann so weit war, haben wir zwar Aushänge gemacht, Flyer an allen Arbeitsplätzen verteilt und im Intranet auf die neue Pilz-Rente hingewiesen, aber eigentlich wussten alle schon vorher Bescheid.“
Die Auswirkungen des Betriebsrentenstärkungsgesetzes, das am 1. Januar 2018 in Kraft trat, habe man bereits in den Planungen berücksichtigt. „Der Arbeitgeberzuschuss von uns ist auf jeden Fall höher als das gesetzliche Muss“, sagt Geisinger. Ein Instrument der Mitarbeiterbindung sei auch der Treuebonus bei der Pilz-Rente: Beschäftigte mit mehr als zehn Jahren Betriebszugehörigkeit erhalten einen um 20 Prozent erhöhten Zuschuss.
bAV-Microseite informiert Mitarbeiter und entlastet Personalabteilung
„Ich glaube, wir haben da ein sehr attraktives Angebot erarbeitet“, sagt der Pilz-Personalleiter. „Die Zusammenarbeit mit Allianz Pension Partners war sehr positiv. Das Grundgerüst stammt von ihnen und auch bei der rechtlichen Gestaltung unserer bAV-Versorgungsordnung haben sie uns sehr geholfen.“
(Foto: Allianz Pension Partners GmbH)
Was Geisinger besonders gut gefällt, ist die Pilz-Microsite, die als Link im Intranet hinterlegt ist und zu einer Extra-Seite bei Allianz Pension Partners führt. bAV-Berater Tomislav Buric erklärt: „Auf dieser Microsite können sich die Mitarbeiter ganz einfach informieren, aber auch individuelle bAV-Berechnungen ausführen und Beratungstermine beantragen. Die Seite wird von uns gepflegt und aktuell gehalten, sie ist aber im Corporate Design der jeweiligen Firma gestaltet. Das kommt bei den Beschäftigten sehr gut an – und die Firmen haben keinen zusätzlichen Verwaltungsaufwand.“
Fachkräftemangel: bAV als wichtiger Baustein von Pilz
Die Pilz-Rente – ein echtes Erfolgsmodell. Die Quote der Beschäftigten mit einer betrieblichen Altersvorsorge ist auf über 60 Prozent gestiegen. „Wenn jeder unserer Mitarbeiter seine Maximalmöglichkeiten ausnutzte, würde uns das schon ein paar Euro kosten – wir sind aber überzeugt, dass es sich lohnt“, sagt Harald Geisinger.
Mit einer speziellen Broschüre machen die HR-Verantwortlichen bei Bewerbungsgesprächen auf die Vorzüge der Pilz-Rente aufmerksam. „Machen wir uns nichts vor: Natürlich ist die betriebliche Altersversorgung nur ein Baustein, weshalb sich jemand letztlich für uns entscheiden soll“, sagt der Personalleiter. „Aber ohne bAV-Angebot wollten wir in Zeiten des Fachkräftemangels erst gar nicht antreten.“
Artikel vom 15.12.2017